Da musst Du erst an mir vorbei! – Anatomie der Kuckucksgeschichte von Yelka Schmidt – Teil 5


Ich lebte seit meiner Rückkehr in die Heimat 2008 wieder in dem Haus, in dem ich mit meiner Mutter, meinem Papa und meinen Großeltern mütterlicherseits aufwuchs. Nach der Scheidung meiner Eltern im Jahr 2001 war das Haus an 2 Parteien vermietet. Ich konnte bei meiner Rückkehr durch Zufall in das Erdgeschoss einziehen. Seit Jahren war das Obergeschoss an eine Mieterin mit Kind vermietet. Sie informierte mich, dass sie Ende 2010 ausziehen würde. Für mich war klar, dass ich mit meiner Mutter sprechen und sie um die Überschreibung des Hauses bitten würde. So leicht, wie ich dachte, war es jedoch nicht. Meine Mutter versuchte mit scheinheiligen Argumenten zu erklären, dass ich das Haus nicht bekommen würde. Einmal war ich ihr zu jung, dann wäre die finanzielle Belastung für mich zu hoch, ein anderes Mal putzte ich ihr zu selten die Fenster oder reinigte zu selten den Bürgersteig. Ich sagte ihr, dass ich das Haus gern im Familienbesitz halten würde, aber keinen Mieter mehr haben möchte. Meine Mutter war lediglich bereit, mir das Haus zu vermieten. Ich war gefrustet und machte einen Aushang „Wohnung zu vermieten“.

Nach drei Tagen hatte ich zwei potenzielle Nachmieterinnen und suchte das Gespräch mit meiner Mutter, um ihr zu sagen, dass ich das Haus nicht mieten will, dafür aber zwei Nachmieterinnen für das Obergeschoss hätte. Ich saß also mit meiner Mutter in ihrer Küche und erklärte ihr langsam meinen Entschluss. Sie holte sofort Reiner dazu. Dieser legte sogleich los: „Du willst also das Haus? Da musst Du erst an mir vorbei!“ Ich fragte wieso und erklärte, dass ich das Haus gern überschrieben haben wollte, damit es im Familienbesitz bleibt und soweit ich wüsste, gehöre er nicht zur Familie, sondern ist lediglich der zweite Ehemann meiner Mutter. „Du bist einfach nur dumm. Sag ich ja immer. Wir geben Dir das Haus nicht. Übrigens: hätten wir nochmal die Wahl, würden wir entweder komplett vermieten oder aber komplett verkaufen.“ Ich fragte nach: „Also an Fremde hättet ihr komplett vermietet oder verkauft, aber mir überschreibt ihr das Haus nicht? Ok. Mehr will ich nicht wissen.“ Ich legte meiner Mutter die Daten der Nachmieterinnen auf den Tisch und wollte den Schauplatz verlassen, wurde aber von Reiner aufgehalten. „Was soll das? Jetzt verschwindest Du?“ Ich sagte meiner Mutter, dass ich unter diesen Umständen nicht weiter diskutieren wollte und ging.

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Kuckuckskind Yelka Schmidt erzählt von ihren Erlebnissen auf dem Weg zur Klärung der Vaterschaft und den Folgen

Anatomie der Kuckucksgeschichte von Yelka Schmidt

Fortsetzung: Die Erinnerungen – Anatomie der Kuckucksgeschichte von Yelka Schmidt – Teil 6

Hier geht es zum vorangegangenen Teil 4 „Das sieht man doch!

Eine Auflistung aller Teile dieser Serie findest Du hier.

Über Yelka Schmidt

Geboren im Mai 1981, seit März 2011 weiß ich, dass ich ein Kuckuckskind bin. Ich will kein Tabu sein. Ich lebe. Ich lache. Ich liebe. Ich spreche. Über mich. Über Dich? Miteinander? Das würde mich freuen. Ich schreibe. Meistens drauf los. Das befreit mich. Das hilft mir Aktuelles oder Vergangenes zu begreifen und vielleicht auch zu verarbeiten.
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2 Antworten zu Da musst Du erst an mir vorbei! – Anatomie der Kuckucksgeschichte von Yelka Schmidt – Teil 5

  1. Emma's Schatz schreibt:

    @Yelka
    Das kenn ich…genau das gleiche hab ich hier auch grade!
    Pass mal auf wenns um Familienfotos/albums und Unterlagen geht,es könnte sein das Du gar nicht existierst sondern erst ab deiner eigenen“Heirat“!Immer ein Auge auf Yelka…schnapp Dir die Familien-Fotos und ab durch die Mitte!Sie rücken die Dinge nur raus bei Androhung von“ich komm gleich vorbei“!
    Ein Kuckuckskind kämpft quasi ums soziale und biol.Dasein/Überleben und das jeden Tag,jede Stunde und Minute…sonst existieren wir nicht!

    • yelkaschmidt schreibt:

      Hallo Emma´s Schatz. Danke für Deinen Kommentar. Eine meiner ersten „Amtshandlungen“ als ich die Klärung einleitete war, sämtliche Fotoalben in Sicherheit zu bringen. Dort lagern sie bis heute. Du hast recht. Solche Dinge könnten nachher zur Beweisführung der Anfechtungsfristen bzw. wenn es um die Regressforderung geht, sehr wichtig sein. Wo sonst kann man fast chronologisch nachvollziehen, was man in all den Jahren gemeinsam unternommen hat? Gruß, Yelka

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